Maler und Grafiker Bergen auf Rügen

 
   

 



Das Aquarell in der Kunstgeschichte und der Beitrag von Gottfried Sommer zur Aquarellmalerei der Gegenwart (von Prof. Dr. phil. habil. Heinz Quinger)

Die Schönheit der Aquarellmalerei im allgemeinen und die der Blätter von Gottfried Sommer im besonderen zieht die Betrachter in ihren Bann. Das Aquarell vereint die Grazie der durchscheinenden Technik mit dem Charme des atmosphärischen leichten, duftigen und lockeren Vortrags. Diesen Esprit muss das Aquarell von allen künstlerischen Techniken nur noch mit dem Pastell teilen, obwohl letzteres technisch ganz anders entsteht und weit mehr zur Zeichnung neigt. (…)

Neuerdings gewinnt das Aquarell seine Bedeutung in der Kunstgeschichte zurück. An die Stelle lieblicher Süße treten herbe Beispiele. Dazu trugen schon die Expressionisten wesentlich bei. Den Expressionisten Eduard Munch (1863-1944), Emil Nolde (1867-1956) und Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) steht Gottfried Sommer mit seinen Aquarellen in der Tradition näher als den Meistern des 19. Jahrhunderts. Zu den direkten Vorläufern und Vorbildern kann man die erdig-herben Aquarelle des Dresdner Malers Curt Querner (1904-1976) ebenso rechnen wie die farbig brillanten Bilder mit Landschaftsdarstellungen und Blumen von Paul Wilhelm (1886-1956). (…)

Gottfried Sommers Landschaften, Blumenstillleben oder besser gesagt Blütenkompositionen und nonfigurativen Strukturarbeiten sind assoziationsreiche Bildlandschaften einer neuen, vom Künstler geschaffenen Bildwirklichkeit. Gottfried Sommer beherrscht alle malerischen und grafischen Techniken. Er bevorzugt das Aquarell in seinen mannigfaltigen Variationen. (…)

Seine Blumen- und Blütenkompositionen symbolisieren Werden und Vergehen, seine Landschaften Himmel, Land und Meer, Wolken, Wind, Sturm, Sand und Buschwerk. Einige Blätter sind stark farbig, sie wirken wie Fanfarenstöße, andere wurden verhalten Ton in Ton geschaffen. Seine Sonnenblumen erscheinen als eine Vision derselben, sie entstanden aus der Summe seiner Eindrücke. Bei aller Herbheit sprechen seine Bilder von Lebensfreude, sie zeigen Lebenskraft. Seine Blätter aus dem sächsischen Land, von Hiddensee und Rügen, sind sinnlich erlebt und intellektuell gestaltet. Sie vereinen Kontrast und Harmonie. (…)

(Auszüge)


„Es ist ein Sicheinsehen in Atmosphärisches…“ – Zum Aquarellwerk des Malers Gottfried Sommer (von Gert Claußnitzer)

 
 

„Die Natur getreu und genau nachbilden, gibt kein Kunstwerk.
Eine Wachsfigur, dem Naturvorbild zum Verwechseln gleich,
erregt nur Ekel. Die Natur umwerten unter Hinzufügung des
eigenen Seelisch-Geistigen lässt die Arbeit zum Kunstwerk
werden.“

Emil Nolde

….Vor allem ist es die Farbe, in der Gottfried Sommer sich ausspricht, befreit von den Fesseln einer Schule, frei auch von der Konvention. Man ist berührt von der inneren Dramatik des Farbenrauschs in seinen Aquarellen, in einer „flammenden“ Erregtheit aufs Papier geworfen. Eine fast manische Unruhe scheint den Künstler zu erfassen, wenn er in seiner Werkstatt die Motive, im Freien gewöhnlich nur auf handtellergroßen Bleistiftskizzen angedeutet, ins größere Format umsetzt. (…)

….Grundlage allen Schaffens im Aquarell wie in der Zeichnung ist für Gottfried Sommer nach wie vor die Wahrnehmung der Wirklichkeit, man könnte sagen als „körperliche Sinnesempfindung“ Aber, in der Arbeit am Motiv und mit dem Material, dem Papier, der Farbe, entwickeln sich Möglichkeiten, die Form zu variieren, das Motiv gleichsam aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, es zu transformieren, zu erweitern, anzureichern. So werden die Bilder von Gottfried Sommer gleichsam aus einer „inneren Notwendigkeit“ geboren, unterliegen sie seinen seelischen Schwingungen. Da entstehen Werke mit sehr komplexen und zuweilen wilden Bildformulierungen, eine aufwühlende Malerei, in der durchaus gegensätzliche Kräfte wirksam sind. Und andererseits sehen wir auf sehr stille Werke, voller Harmonie, voller Ruhe und Ausgeglichenheit. (…)

….Vielleicht können Worte Walt Whitmanns die Artikulation seiner Sinnes- und Gefühlsregung am besten umreißen: „Ich beende nie Versuche, ich beginne immer wieder von neuem, wie die neuzeitliche Natur.“

(Auszüge)


Ursula Ullrich über Gottfried Sommer

… Mit der Sicherheit eines im Schauen Geübten versteht es der Maler Gottfried Sommer, aus der Vielfältigkeit äußerer Erscheinungen das Übereinstimmende herauszufiltern und mit der sicheren Handhabung künstlerischer Mittel dessen Wesenhaftigkeit zu steigern. Er bildet nicht ab, was er sieht, er komponiert, was er verinnerlicht hat. So sind seine Landschaften mehr poetische als geografische Standortsbestimmungen und seine Blumenaquarelle mehr Bildnisse denn botanische Belege. Genau das macht ihren Zauber aus, verleiht ihnen jenen seltenen Reiz, der sich nicht abnutzt, wenn er sich uns erschlossen hat.

…Seine Bilder haben die verblüffende Wirkung, den Betrachter wieder zu sich selbst zu führen. Sie geben ihm die Ruhe zurück, die unsere Zeit ihm nimmt, und lehren ihn sehen.